Wirtschaftsspiegel Thüringen - Ausgabe 06/2021

8 Foto: Tino Sieland/TMUEN seine Lenkungswirkung wichtig. Klima- belastungen haben ihren Preis – und wer grün und sauber produziert, ist klar im Vorteil. Klar ist, dass wir in Deutschland zu- gleich Haushalten unter die Arme grei- fen müssen, für die zusätzliche Kosten unverhältnismäßig hoch werden. Dafür brauchen wir ein Energiegeld, das mit der neuen Bundesregierung kommen muss. Es gibt ja schon viele Anreize, durch fi- nanzielle Förderungen die Energiewen- de in Thüringen zusätzlich attraktiv zu machen, sowohl für die Bürger als auch für Kommunen und Unternehmen. Wir fördern mit Green Invest die Energie- effizienz in Betrieben. Wir fördern mit Klima Invest Investitionen in die kom- munalen Liegenschaften. Wir fördern mit Solar Invest mehr Sonnenenergie auf den Dächern, auch für Unterneh- men. Wir fördern saubere E-Busse in den Landkreisen Thüringens. Und so weiter. Deshalb: Ja zur Lenkungswirkung eines CO 2 -Preises und ja zu Förderungen bei den Umstellungen. Und schließlich: Ja zur finanziellen Unterstützung dort – sei es in der Stadt oder im ländlichen Raum – wo Kostensteigerungen unver- hältnismäßig hoch sind. Dann kommen wir mal zum Praktischen. Mit welchen konkreten Maßnahmen fördert Ihr Ministerium Maßnahmen zur Nachhaltigkeit in Unternehmen? Green Invest habe ich ja schon genannt. Hier haben wir seit 2015 schon etwa 40 Millionen. Euro eingesetzt und knapp 2.000 Unternehmen beim Umstellen beispielsweise auf neue, effizientere Maschinen, Druckluftanlagen oder ener- giesparende Beleuchtungen helfen kön- nen. Solar Invest bringt Photovoltaik auch auf die Produktionsgebäude von Unternehmen. Ein Fünftel unserer ex- trem gut nachgefragten Förderung für den Sonnenstrom vom eigenen Dach geht in die Wirtschaft. Wer sich mit dem Gedanken trägt, den Fuhrpark oder Dienstwagen umzustel- len, für den ist E-Mobil-Invest die erste Wahl. Hier fördern wir nicht nur den Kauf von Elektroautos oder Ladesäulen, sondern zahlen Gutachten und Berech- nungen in weiten Teilen. Damit bekom- men Interessierte schwarz auf weiß, wie nachhaltiges Handeln dem eigenen Unternehmen und dem Klima nutzt. Cargobike Invest, unser Programm für Lastenräder, kommt vor allem bei klei- neren Unternehmen und Selbststän- digen gut an. Wir fördern die Vernet- zung im gemeinsamen Nachhaltig- keitsabkommen (NAThüringen), einem wachsenden Wirtschaftsnetzwerk. Hier suchen und finden Kammern, Verbände und die Landesregierung mit den Unternehmen vorbildliche Innovationen für mehr Nachhaltigkeit. Der Austausch in diesem Klub der Nachhaltigkeit bringt immer wieder neue Anstöße und Ideen. Wie wird das seitens der Unternehmer- schaft angenommen? Ich führe ja viele Gespräche mit Unter- nehmen quer durch Thüringen – etwa mit Autozulieferern, der Gipsindustrie, mit Papierfabriken, Medizintechnik- produzenten und vielen anderen. Die Dekarbonisierung kommt. Ich empfehle immer die McKinsey-Studie ‚German Zero‘. Und ich höre immer öfter, dass Unternehmen zum Teil weiter sind als die Politik, denn sie suchen Standorte auch immer öfter nach der Möglichkeit aus, CO 2 -neutral zu produzieren. Das ist längst ein Standortvorteil, wenn wir da- ran weiterarbeiten und auch die Er- neuerbaren konsequent ausbauen. Letzte Frage, Frau Ministerin: Gibt es für Sie ein Paradebeispiel für nachhaltiges Wirtschaften in Thüringer Unterneh- men? Sehen Sie es mir nach: Ich werde kein Unternehmen gesondert hervorheben. Dafür gibt es einfach zu viele, die be- reits die Segel gesetzt haben Richtung Nachhaltigkeit. Interview: Torsten Laudien Umweltministerin Anja Siegesmund bei der 9. Erneuerbare-Energien- und Klimakonferenz am 2. September 2021 in Weimar

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